Umweltschutz und Armutsbekämpfung
Was haben Umweltschutz und Armutsbekämpfung miteinander zu tun?
Rede zur Eröffnung der 0.7%-Kampagne am 7.7.2007
Vorbemerkung
Hat Greenpeace ins Lager der Hilfswerke gewechselt, fragt ihr euch jetzt vielleicht, weil ich als Präsidentin von Greenpeace hier zu euch spreche und nicht als Geschäftsleiterin des feministischen cfd. Das wäre irgendwie naheliegender, nicht nur weil der cfd auch Mitglied dieses breiten 0.7%-Bündnisses ist, sondern weil es gut verständlich ist, dass zwischen der systematischen Benachteiligung von Frauen und der Armut ein enger Zusammenhang besteht.
Aber was macht eine Kampagnenorganisation wie Greenpeace, die sich dem Schutz der Umwelt verschrieben hat, hier in dieser Koalition? Diese Frage ist verständlich, weil der Zusammenhang zwischen dem Schutz der Umwelt und der Armut nicht so schnell erkennbar ist.
Live Earth weltweit
Heute am 7.7.07, gleichzeitig mit unserem Kampagnenstart, finden in New York, London, Johannesburg, Rio de Janeiro, Shanghai, Tokio, Sydney, Hamburg und im Hallenstadion Zürich so genannte Live Earth-Konzerte statt. Damit geht heute das größte globale Benefizkonzert aller Zeiten über die Bühne. Mit diesem Mega-Event, an dem insgesamt mehr als 100 der weltberühmtesten Bands auftreten, soll die Welt wachgerüttelt werden, damit sie endlich etwas gegen die drohende Klimakatastrophe tut.
Klimawandel
Und da kommt der Link mit dem Thema Armut ins Spiel: wenn der Planet Erde, unser aller Lebensraum, durch den Klimawandel aus den Fugen gerät, dann wirkt sich das katastrophal auf die Lebensbedingungen der Menschen aus. Die Armut würde drastisch zunehmen, wenn ganze Landstriche, halbe Kontinente unbewohnbar würden, weil sie verdörren oder in den Fluten versinken. Der Kampf um die schrumpfenden Ernten würde sich verschärfen und den Gegensatz zwischen den Habenden und den «Habenichtsen» noch vergrössern. Der Graben zwischen denen, die sich auch unter dem gewandelten Klima immer noch eine sichere Existenz leisten können – weil sie genug Geld haben, um sich zu schützen – und denen, die dieser Entwicklung schutzlos ausgeliefert sind, würden sich noch vertiefen. Klimaflüchtlinge, und wachsende Armut wären die Folgen. Keine schönen Aussichten!
Ökologie und Soziales
Ich hoffe, damit sei klar, dass sich die ökologische Frage nicht von der sozialen trennen lässt. Ich hoffe, dass alle, die die Armut halbieren wollen, sich auch gegen die drohende Klimakatastrophe zur Wehr setzen! Die Zeit drängt, denn zynisch könnte ich sagen: gibt es keinen Lebensraum mehr für Menschen, erledigt sich das Problem der Armut von allein!
Aber da ich keine Zynikerin sondern eine hoffnungslos altmodische Aufklärerin bin, die immer noch unerschütterlich an die Kraft des guten Argumentes glaubt, bin ich überzeugt, dass wir diese Entwicklung noch verhindern können. Der heutige Tag soll als wichtiger Tag in die Geschichte eingehen. Und das nicht nur, weil es ein so schönes und einfach einprägsames Datum ist – 7.7.07 – sondern weil heute weltweit Menschen mit Musik und Reden daran erinnern, dass uns der Klimawandel buchstäblich den Boden unter den Füssen wegzuziehen droht. Dieser Entwicklung sind wir aber nicht wehrlos ausgeliefert, wir können etwas dagegen tun! Zum Beispiel uns mit dem Zug und dem Velo fortzubewegen statt mit dem Flugzeug und dem Auto.
Handeln statt schweigen
Genau so können wir etwas dagegen tun, dass so viele Menschen arm sind. Zum Beispiel durch weniger wegnehmen. Oder durch mehr geben! Genau das will die 0.7%-Kampagne, 0.7% des Schweizer Bruttonationaleinkommens soll jenen zu gute kommen, die arm sind.
Packen wir es an, reden wir mit den Leuten, überzeugen wir sie von unsere Sache, sammeln wir Unterschriften!
Und dann erinnern wir mit einer von tausenden von Überzeugten unterschriebene Petition die da drinnen im Bundeshaus daran, dass sie endlich ihr Versprechen einlösen sollen. Ich frage mich wirklich: worauf wartet eigentlich die reiche Schweiz noch?