Leserbrief Burkaverbot

| Leserbrief Luzerner Zeitung

Initiative verstärkt die Vorurteile

Laut dieser Zeitung ist das Verhüllungsverbot im Umfragehoch. Möglich, dass nach der Annahme der Anti-Minarett-Initiative wieder eine Initiative angenommen wird, die sich gegen den Islam richtet. Denn die Burka, um deren Verbot es geht, wird nur von muslimischen Frauen getragen.

Diesmal geschieht es im Namen der Geschlechtergleichheit. Es wird auf ein mit negativer Symbolik aufgeladenes Kleidungsstück gezielt, das in Teilen der muslimischen Welt als Unterdrückungsinstrument gegen Frauen verwendet wird. Deshalb machen sich auch einige Feministinnen dafür stark. Ich möchte klarstellen: Ich bin nicht für die Burka, aber entschieden gegen ein Burkaverbot in der Verfassung. Die Initiative gibt vor, ein Problem zu lösen, das in der Schweiz nicht existiert. Es gibt keine Burkaträgerinnen und nur wenige Frauen, die den Gesichtsschleier Niqab tragen.

Für sie ist es Ausdruck ihrer kulturellen oder religiösen Identität. Sie betrachten es als ihre religiöse Pflicht oder als Statement gegen das sexualisierte Frauenbild westlicher Gesellschaften. Laut einer Studie der Uni Luzern sollen es schweizweit nur etwa 30 Frauen sein, meist Konvertitinnen, die sich, laut ihren Aussagen, freiwillig verhüllen. Eine pluralistische Gesellschaft wie unsere muss aushalten können, dass es vielfältige Lebens- und Glaubensformen gibt.

Die Initiative verstärkt die Vorurteile gegen muslimische Gruppen und fördert ein Klima der Intoleranz. Deshalb leiden religiöse Minderheiten oft an Diskriminierung. Die Garantie der Religionsfreiheit ist für alle gläubigen Menschen von Bedeutung. Selbstverständlich müssen alle Religionen die Menschen- und Frauenrechte umsetzen. Gerade was letztere anbelangt, sind die meisten Religionen schwer im Verzug. Mit dem Burkaverbot wird ein neues «Sondergesetz» für Musliminnen geschaffen. Für ihre Integration wäre der Abbau von Schranken beim Zugang zu Bildung, Arbeit und politischen Rechten hilfreicher.

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