
Leserbrief Agrarinitiativen
| Leserbrief Luzerner Zeitung
Tierbestände endlich auf ökologisch vertretbarem, nachhaltigem Mass
Im Interview mit dem Fenaco-CEO Martin Keller äussert sich dieser auch zu den Futtermittelimporten in der Nutztierhaltung. Nach Annahme der Trinkwasser-Initiative wäre es nicht mehr erlaubt, mehr Nutztiere zu halten, als der eigene Hof ernähren kann. Martin Keller sagt, dass wir gern über die 85 Prozent des Futters reden können, die hier produziert würden.
Ich möchte aber über die restlichen Prozent und ihre Folgen reden! Und darüber, dass nur das Raufutter, welches von Kühen, Schafen und Ziegen gefressen wird, mehrheitlich aus der Schweiz stammt, nicht aber das Kraftfutter. Dieses stammt zur Hälfte aus dem Ausland. Eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften im Auftrag von Greenpeace kommt zu den folgenden Befunden bezüglich Anzahl Nutztiere und Futtermittel: Am Stichtag der statistischen Erhebungen des Tierbestandes gibt es jeweils etwa 15 Millionen Nutztiere in unserem Land, also fast doppelt so viele wie Menschen. Rechnet man aber, wie viele Tiere zusammengezählt in einem ganzen Jahr in Schweizer Ställen gelebt haben, kommt man auf 74 Millionen. Bei Mastschweinen wird ein Stallplatz etwa dreimal und bei Mastpoulet etwa siebenmal besetzt. Bei den Schweinen stammen 60 Prozent des Futters, 81 000 Tonnen, aus Importen, bei den Hühnern sogar 83 Prozent, 63000 Tonnen – pro Jahr!
Würde nur noch so viel Futter an Nutztiere verfüttert, wie der eigene Hof hergibt, gingen die Tierbestände endlich auf ein ökologisch vertretbares, nachhaltiges Mass zurück: Statt 2,6 Millionen Schweine wären es noch 1 Million, statt 69 Millionen Geflügel wären es noch 11 Millionen. Diese Futtermittelimporte ermöglichen eine Nutztierproduktion, die weder für die Tiere, das Trinkwasser noch für das Klima nachhaltig sind. Daran ändert auch die vom Bund als Absatzförderung mitfinanzierte Heile-Welt-Werbung der Proviande unter dem Titel «Schweizer Fleisch – der feine Unterschied» nichts.