30 Jahre Greenpeace

| Rede zum 30-jährigen Geburtstag von Greenpeace Schweiz

Begrüssung

Liebe Gäste ich heisse Sie herzlich willkommen zum 30-jährigen Geburtstag von Greenpeace Schweiz!
Es sind so viele, dass ich Sie/ euch nicht namentlich begrüssen kann, schade! Aber ich kann sagen, wen Sie repräsentieren:

  1. Politikerinnen, mit denen wir bei Initiativen, Referenden und Parl. Vorstösse zusammenarbeiten.
  2. MedienvertretreterInnen
  3. SR-Mitglieder
  4. Mitglieder des Club d’Inspiration
  5. UnterzeichnerInnen der Arctic 30-Kampagne
  6. Spenderinnen und Personen aus Stiftungen die uns unterstützen
  7. Leute aus andern NGO und aus Organisationen, mit denen GP geschäftlich zu tun hat
  8. Ehemalige und aktuelle Mitarbeitende inkl. Co-Geschäftsleitung
  9. Wer nicht in eine der Schubladen passt, alle sind herzlich willkommen.

Greenpeace-Frau der ersten Stunde: Martina Zehnder

Wir sind heute hier zusammengekommen, um miteinander zu feiern, dass es GPCH seit 30 Jahren gibt. Und da muss ich einen Gast namentlich erwähnen: Martina Zehnder! Sie ist die GP-Frau der ersten Stunde, ohne sie gäbe es GPCH noch nicht 30 Jahre. Sie war damals als Mutter eines kleinen Sohnes sehr besorgt um die Zukunft. Versetzen wir uns in diese Zeit zurück: Der erste Bericht des Club of Rome zu den Grenzen des Wachstums, hatte hohe Wellen geschlagen. Das Atomenergiethema war weit oben auf der Aufmerksamkeitsagenda - leider gingen die Abstimmung über die Atom- und Energieinitiative im September 1984 verloren. Der saure Regen ging nieder und das Thema «Waldsterben» war aktuell. Es gab eine Riesendemo im Mai 84 und später eine Sondersession der Eidgenössischen Räte. Es gab viele lokale Graswurzelbewegungen, überall wurden grüne Parteien gegründet, die Umwelt wurde zum Megathema.

Und in dieser Zeit hat sich Martina Zehnder kundig gemacht, wer sich in ihrem Sinne gegen das Waldsterben und gegen das Wettrüsten engagierte und sie stiess dabei auf Greenpeace: nur gab es damals in der Schweiz Greenpeace noch gar nicht. So reiste sie nach Hamburg und klopfte bei Greenpeace Deutschland an, die gaben ihr Adressen von Leuten, die sich offenbar auch schon erkundigt hatten, nahm Kontakt mit diesen auf und es gab in einer privaten Stube in Wollishofen erste Treffen. Martina Zehnder machte darauf einen Stage in Hamburg, es gab eine erste Aktion mit Schweizer Beteiligung zum Thema «Saurer Regen». Sie musste Greenpeace International GPI einen Lagebericht über die Schweiz liefern, u.a. die direkte Demokratie erklären. Dann ging es Schlag auf Schlag: das erste CH-Büro wurde im September an der Mainaustrasse 34 in Zürich-Seefeld neben dem Radio Lora eingerichtet.

Genau heute vor 30 Jahren, am 5. November 1984 um 15.15 wurde von Martina Zehnder und einem Frl. Margarete Kaufmann die Stiftung Greenpeace Schweiz gegründet. Die Schweiz war das 15. Land mit einem Greenpeace-Büro. Martina Zehnder und Margarete Kaufmann, Mickey genannt, bildeten zusammen mit Monika Griefahn den ersten Stiftungsrat. Mickey Kaufmann wurde die erste Geschäftsleiterin von Greenpeace Schweiz GPCH. Monika Griefahn hatte Greenpeace Deutschland mitbegründet, sass als erste Frau im Internationalen Vorstand und war dort zuständig für Neugründungen von Büros. Vielleicht ist Ihnen ihr Name sonst ein Begriff: Sie war später Umweltministerin im Kabinett Schröder und SPD-Mitglied im deutschen Bundestag.

Die Anfänge des Schweizer-Büros

Zurück zu den Anfängen von Greenpeace Schweiz: In der ersten Pressemitteilung stand lakonisch: «Greenpeace in der Schweiz. Wir sind eine Gruppe von Umweltschützern aus dem Raum Zürich und bauen in enger Zusammenarbeit mit der internationalen Dachorganisation eine Schweizer Greenpeace-Sektion auf. ...». Der erste Schweizer Massenversand eines Mailings mit gemieteten Adressen ging im Oktober raus. Die erste grössere Spende von FR 630 kam von der Kirchengemeinde Mettmenstetten. Die ersten 2'000 UnterstützerInnen waren bis Ende 1984 gewonnen und drei Jahre später waren es bereits 25.000. Und das, obwohl der WWF anfangs prophezeit hatte, dass eine so konfrontativ-radikale Organisation wie Greenpeace in der kompromisspflichtigen Schweiz keine Chance haben würde. Aber schon damals war das strikte Prinzip der Unabhängigkeit das stärkste Werbeargument: es wurden keine Spenden von Wirtschaft oder Regierung akzeptiert und das gilt bis heute!

Turbulenzen

Die Anfänge im Büro in Zürich waren turbulent: 1987 bewarb sich ein Zirkusdirektor Namens Andres Hensel um die ausgeschriebene Stelle eines Klima-Campaigners bei Greenpeace Schweiz – ohne viel von Greenpeace zu wissen, oder zu verstehen was der Job eines Klima Campaigners sei. Um trotzdem eine Chance zu haben, legte er ein Foto von sich als Clown bei. Und es klappte. Trotz 40 anderer Bewerbungen wurde er gewählt.

Sechs Monaten später trug ihm der Stiftungsrat die Geschäftsführung an. Denn Greenpeace Schweiz war in einer Krise: Im selben Jahr hatte die Geschäftsleitung bereits dreimal gewechselt. O-Ton Hensel: «Das Schweizer Büro war damals im dritten Jahr seit seiner Gründung, ein Grüppchen von 13 radikal engagierten Umweltschützern und zahlreichen freiwilligen AktivistInnen, die miteinander heftig um die wahre Greenpeace-Lehre und die besten Strategien stritten, begleitet von den üblichen interpersonellen Verwerfungen, die solche Diskussionen unvermeidlich mit sich bringen. Und natürlich wollte niemand irgendwelche Hierarchien und Strukturen akzeptieren. Ich nahm die Herausforderung an, allerdings als ‚Primus inter pares’ einer dreiköpfigen Geschäftsleitung.» Vielen kommt vielleicht einiges davon bekannt vor. Und heute hat Greenpeace Schweiz mit Verena Mühlberger und Markus Allemann eine Zweier-Geschäftsleitung. Damit ist das einer Co-Geschäftsleitung für Greenpeace Schweiz gar nicht so neu.

Erfolge

Trotz der Krise gab es schon Erfolge vorzuweisen: Zahlreiche Aktionen für ein Verbot der Atombombentests, eine Mahnwache auf dem Kamin der Ciba-Geigy nach dem Chemieunfall von Schweizerhalle und die Aufdeckung von Skandalen im internationalen Sondermüllhandel. Greenpeace Schweiz war damals auch das erste Greenpeace Büro weltweit, das über das shaming und blaming gegen Umweltzerstörung und das Aufdecken von Umweltverbrechen hinaus, «positive» Projekte zur Rettung der Umwelt anging und Lösungen für die aufgezeigten Probleme propagierte. So entstand aus der Protest-Kampagne gegen den bergwaldzerstörenden Alpen-Transit-Verkehr das «Bergwaldprojekt».

Für die internationale Greenpeace Organisation wurde die Schweiz bald ein ernst zu nehmender Partner, 1994 war sie bereits der fünftstärkste Beitragszahler von inzwischen 32 Büros auf der ganzen Welt, und die Kreativität der CH-Kampagnen wurde geschätzt.

So hat die GP Schweiz die Internationalen Kampagne gegen den Japanischen Walfang durch eine Aktion mit einer lebensgrossen Wal-Attrappe auf dem Jungfraujoch unterstützt, laut Tourismus-Statistik machten die meisten japanischen Touristen dort täglich Fotos. Es muss ein wunderlicher Anblick gewesen sein – der Riesenwal im jungfräulichen Schnee unter einem Banner, das die Japaner in Japanisch aufforderte, das Töten der Wale einzustellen. Das Bild erschien einen Tag später auf der Titelseite der grössten japanischen Zeitung in Tokio!

Auch die Total-Blockade der Nord-Süd Achse des Gotthard Tunnels wurde viel beachtet: anlässlich einer europäischen Verkehrsminister-Konferenz wurde der Forderung nach einem Ende des ‹Transit Terrors› mit einer tunnelverschliessenden Mauer-Attrappe Nachdruck verliehen, was einen Dreissig-Kilometer Stau produzierte, der dann nach drei Stunden beendet wurde, weil eine italienische Fussballmannschaft gegen die AktivistInnen handgreiflich wurde. Sie wollten ihren Match auf der anderen Seite des Tunnels nicht verpassen...

Würdigung des Nationalen Aktionsplans NAP

Es gäbe unzählige solcher Geschichten von Greenpeace Schweiz zu erzählen, es tat mir richtig leid, dass ich eine Auswahl treffen musste und ich kann nur alle, die daran beteiligt waren und deren Aktionen und Kampagnen ich jetzt nicht erwähnen kann, um Verzeihung bitten. Wir wären sonst um Mitternacht noch hier. Dass aus den turbulenten Anfängen eine Erfolgsgeschichte wurde dafür brauchte es engagierte Leute, die das Greenpeace-Schiff durch alle die stürmischen Gewässer geführt haben. Mit spektakulären Aktionen bis heute, – denken Sie an den starken Auftritt im St. Jakobspark in Basel gegen Gazprom letztes Jahr oder denke Sie an das mutige Bannerhanging am Kühlturm von Beznau diesen Sommer, dem ältesten Atommeiler der Welt – sorgen sie dafür, dass die Umweltzerstörung ein Thema bleibt. Die über 80 Beschäftigten, die Freiwilligen in Regional-Gruppen in unzähliegen Regionen der Schweiz und grossartige Unterstützerinnen, die uns Spenden von 5 Franken bis zu sechsstelligen Beträgen zukommen lassen, sie alle haben an dieser Erfolgsgeschichte mitgeschrieben. Ihnen allen gebührt herzlicher Dank!

Geschenk

GPCH hat sich selber noch ein wunderbares Geburtstagsgeschenk gemacht: sie sind in die Genossenschaft Kalkbreite gezügelt, in einen ökologischen und sozialen Musterbetrieb, indem gezeigt wird, wie die 2000-Wattgesellschaft gelebt werden kann. Greenpeace Schweiz spart mit diesem Umzug 1/3 der Bürofläche und 4/5 der Energie und damit Kosten von über 200 000 Franken pro Jahr.

Der Ort des heutigen Festes passt wunderbar dazu, hat sich doch das Flux Laboratory auch ganz der Nachhaltigkeit verschrieben: in diesem Haus wird Wert darauf gelegt, dass reziklierbare Produkte und biologische Nahrungsmittel aus der Region verwendet werden, dass der Abfall sortiert und sparsam mir Energie, Strom und Wasser umgegangen wird.

Dank

Im Namen des Stiftungsrates wünsche ich Greenpeace Schweiz alles Gute zum Geburtstag. Ihr heutigen GreenpeacerInnen steht in einer erfolgreichen Tradition, das verpflichtet. Unsere Unterstützung habt ihr auf jeden Fall.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit!

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